POLITIK Neujahrsempfang der Haigerer CDU mit Schwerpunkt auf der Industriegeschichte
HAIGER „Haiger in alten Bildern: Industrielle Entwicklung unser Stadt“ – unter diesem Motto hatte der Haigerer CDU-Stadtverband seinen Neujahrsempfang gestellt. Für die bevorstehenden Kommunalwahlen sehen sich die Christdemokraten um Sebastian Pulfrich gut gerüstet.
Stadtarchivarin Sibylle Kasteleiner stellte eindrucksvoll dar, wie sich das ehedem kleine Haiger schon früh durch seine Industrie auch weltweit einen Namen gemacht hat. Grundlage ihre Vortrags war die Ausstellung über die Haigerer Industrie, die seit September und noch bis Ende Mai im Heimatmuseum zu sehen ist.
Lange Zeit war das Stadtbild durch die einst so wichtigen Hüttenwerke geprägt, die 1856 mit der Leopoldhütte, später Agnushütte und zuletzt in die Haiger Hütte AG umfirmierten, erzählte Kasteleiner. Nach der Stilllegung wurde doch einige Jahre lang Schlackenwolle als Dämmstoff produziert, ehe die Spedition Pracht (heute Kühne + Nagel) dort einzog.
Darüber hinaus gab es in Haiger auch schon früh eine Lederindustrie und verschiedene Metallverarbeitungsbetriebe sowie die industrielle Klebstoffherstellung, deren Gestank viele Jahre lang bereits von weitem wahrzunehmen war. Das ist aber Geschichte, heute werden Kleber aus Haiger eher weltweit wegen ihrer Qualität wahrgenommen.
Für weitere Unterhaltung bei dem Empfang am Samstag in der Stadthalle sorgten die „Twirling Bells“: Die in Sinn entstandene, inzwischen in Sechshelden ansässige Square-Dance-Gruppe warb mit Vorführungen für ihren Freizeitsport. Er ist auf der Grundlage traditioneller Volkstänze entstanden, die Einwanderer mit in die USA gebracht haben.
Sorgen wegen Politikverdrossenheit und größer werdender Radikalisierung nach links oder rechts
Von seiner Entstehungsgeschichte her lieferte der Square Dance bei dem Empfang eine Überleitung auf die aktuelle Asyl- und Flüchtlingspolitik: „Deutschland muss den Spagat zwischen seiner humanitären Verantwortung auf der einen Seite und der Wahrung innenpolitischer Interessen auf der anderen Seite schaffen“, sagte Stadtverbandsvorsitzender Sebastian Pulfrich. „Gerade in Zeiten wie diesen, bei denen viele Fragen offen sind, muss die Politik das Ohr am Bürger haben.“
Sorgen mache ihm im Hinblick auf die Kommunalwahlen am 6. März die „immer größer werdende Politikverdrossenheit und Radikalisierung, egal ob nach links oder rechts“.
Für den Fall eines Erfolgs bei der Bewerbung Haigers als Ausrichter des Hessentags 2018 wünscht sich Pulfrich, dass es in der Stadt einen Mix aus Brauchtum und Veranstaltungen mit einem Schwerpunkt auf Haigers Industrie gibt: „Haiger ist ein toller Industriestandort, und dies kann auch bei einem Hessentag Widerhall finden“, sagte er.
Zu den Gästen zählten auch Bürgermeister Marion Schramm (parteilos) und CDU-Landtagsabgeordneter Clemens Reif. Allerdings hatten die Haigerer Christdemokraten bei ihrem Empfang diesmal bewusst auf ein Referat aus der Politik verzichtet, um mit einem unpolitischen Thema für die breite Bürgerschaft aufzuwarten. (s)
Quelle: mittelhessen.de